Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ein kreativer Mensch ist immer politisch


das ist jedenfalls meine Meinung.
Der Begriff leitet sich vom griechischen Polis ab, das bedeutet Stadt/Gemeinschaft, und laut Wikipedia beinhaltet er ganz allgemein ein vorausberechnendes, innerhalb der Gesellschaft auf ein bestimmtes Ziel gerichtetes Verhalten.

Worum es eigentlich geht - na zum Beispiel um
das hier!
Nun geschieht es seit einiger Zeit vermehrt, dass Unternehmen , auf ihr angeblich gutes Recht pochen, ausziehen, um Bildchen zu suchen. Bildchen, die auch in der freien Nautur vorkommen, Symbole, Namen,etc. Und dann stellen sie sich hin, sagen: ätsch bätsch mein Bildchen, ich krieg ein Vermögen von Dir. Alles wird versucht, um unter dem Vorwandt des Ursprungs und mit hohen Strafen versehen, den möglichst größten wirtschaftlichen Reibach zu machen, selbst wenn das abgemahnte Bildchen überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem "echten" eigenen Bildchen aufweist.

Kreative Köpfe, wie sie in diversen Online-Plattformen zu finden sind, werden schier zunichte gemacht, weil sie z. B. eine Tierpfote oder ähnliches in irgendeiner Form gebastelt bzw. Zutaten verarbeitet haben sollen, die sie nicht verarbeiten hätten dürfen, um sie dann zu handeln, weil es sich dabei um angeblich geschützes Material handelt.

Ich meine dazu - meine Damen und Herren, Tierpfoten hat es immer gegeben, sie sind mir auch vor Jahrzehnten begegnet, da kannte man Ihre Mulitfunktionsjacken noch gar nicht ... und soweit ich weiß, nutzt mein derzeitiges Lieblingsonlinespiel auch Ihr angebliches Zeichen, um eine virtuelle Gestalt zu kennzeichnen. Und was soll ich sagen, seit neuestem besitzen wir ein Handtuch, das riesengroß eine rote Tatze trägt.
Nein, es ist kein Outdoorhandtuch, sondern das Werbegeschenk eines Tierfuttermittelherstellers, dessen Katzenfutter meinen Tieren ausgezeichnet bekommt. Was für ein Wahnsinn.

Wehe, jemand nennt seinen winzigen Spielzeugladen in einer norddeutschen Kleinstadt mit ca. 8.500 Einwohnern liebevoll "Bullerbü" - schwups, stehen Astrid Lindgrens Erben parat, forden eine hohe Summe der Entschädigung, vollkommen fern der wirtschaftlichen Realität dieses winzigen Geschäfts, das noch nicht einmal einen Online-shop hat und nur lokal tätig ist.

Ich bin ein großer Verfechter des urheberrechtlischen Schutzes: kein Autor sollte seiner Worte beraupt, kein Künstler seiner Werke bestohlen werden! Das möchte ich ausdrücklich betonen.

Aber das, was hier geschieht, übersteigt meiner Meinung nach jegliche Grenzen.
Nehmen wir einmal folgenden hypothetischen Fall:
Überall auf der Welt stehen mittlerweile die gleichen Regale, allesamt vertrieben vom selben Möbelhaus. Das mag man Globalisierung nennen und ganz toll finden, muß man aber nicht unbedingt.
Wenn in der Oase 1, kurz bevor die Straße da hinten in der Sahara nach links geht, also kurz vor Marokko eben - Herr. A. sich ein Regal zusammengezimmert hat, dieses in sein Wohnzimmer stellt, Nachbar B. das sieht und A. bittet, ihm eines zu bauen, natürlich gegen Bezahlung, dann eine andere. Besonders dann, wenn A.'s Regal überall in der Oase auf hohes Interesse stößt und er anfängt, sie häufiger zu bauen und zu verkaufen. Dann ist der Tag nicht weit, an dem es bei ihm klopft: Halt stop! 3 Wände, Boden, Decke und Einlegeböden - das ist allein unser Modell!


Was ich davon halte? Ich finde diese neue Modewelle der Abmahnung eine bodenlose Frechheit! Was sonst! Ich rede nicht von Markenklau und kriminellem Imitieren der ach so vielfältigen Produktpalette unserer Konsumwelt. Nein, ich rede davon, dass kontinuierlich behauptet wird, dass Wissen und Ideen, deren Ursprung bei mehrern Milliarden Köpfen auf dieser Welt sicher mehrfach zu finden sind, grundsätzlich dem gehören, der über Macht verfügt. Macht ist Geld, Geld ist Macht - also ist die Sache klar.
Somit ist auch klar, warum ein kreativer Mensch immer politisch sein sollte!

Ich für meinen Teil erkundige mich gerade in den Weiten des WWW nach den Möglichkeiten, sich den Furz urheberrechtlich schützen zu lassen. Immerhin wäre ich dann vermutlich die erste, die das versucht. Sollte ja sofort klappen, denk ich - denn niemand gibt gerne zu, dass er das überhaupt tut. Gut, man munkelt, dass in China der eine oder andere.. aber hei, jedermann weiß doch, das von dort die gelungensten Imitiationen kommen!
Und wehe, ich krieg mit, dass ein anderer kostenlos Winde fahren läßt!

Eins aber noch - und ich hoffe, dass viele Leser das ähnlich handhaben:
Eigentlich wollte ich mir diesen Winter endlich eine neue Multifunktionsjacke kaufen, vorzugsweise eine mit Tierpfotenstickerei am Ärmel.
Ich lasse es bleiben und trage voller Stolz meinen No-Name-Schurwollmantel, und schaue mich bei anderen Herstellern danach um.

Sehr nachdenkliche Grüße

Alvara

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