Freitag, 28. August 2009

Der Himmel über Berlin


kann so vielfältig sein!


Wenn eine Schafnase in ihre alte Heimat reist, dann hat sie viel zu erzählen!


Ich war lange nicht dort, 10 Monate um genau zu sein.
Das Kind und Freunde besucht, längst nicht alle getroffen, mit denen man sich treffen wollte, den bitteren Geschmack der Frucht namens Gentrifizierung des geliebten Kiezes und benachbarter auf der Zunge gehabt und einfach nur gestaunt, wie unstet das Leben sein kann.
Wo gestern noch der bekannte Eck-Kiosk war ist heute eine Gulaschkneipe, eine Brezel-lounge oder die nächste (schlechte) Sushibar, deren Tage bereits gezählt scheinen.
Die Wege sind weiter geworden in der Stadt, zumindest in dem Innenstadtbereich, den ich mein Zuhause nannte: Opa Jeschke muss lange laufen, um sich versorgen zu können. Wo sich früher die Filialen von fünf Supermarktketten erfolgreich ein Gebiet teilten, gibt es noch zwei. Dafür eröffnen sich wahre Konsumtempel für Dekoschnickschnack jeglicher Art.
Eine ganze Kleinstadt an Anwohnern schiebt mit Hackenporsche die Einkäufe meilenweilt durch Touristenströme.
Und die sind so zahlreich, dass man sich fragt, ob es nicht sinnvoll wäre, pro Tourist einen Euro Eintritt fürs Begaffen zu verlangen. Unglaublich, diese Massen, die mit Stadtplan und Guide bewaffnet den sonnenbebrillten und kurzhosenbeinigen Körper durch die Straßen schieben, die unzähligen Gaststätten rund um die Uhr und lautstark frequentieren und sich am Charme des glänzend-schillernden Häusermeers erfreuen.
How charming!
Nein meine Lieben, der einstige Charme des Viertels ist verloren, die Markthalle glänzt in Glas und Chrom und der Berliner an sich ist nicht mehr vorhanden, die kreuzberger Mischung passé! Leere Spielplätze dort, wo meine Kinder einst um den Quadratmeter Sand kämpften , lachten und weinten und sich einfach zu Hause fühlten!
Ich habe sie gesucht, die Kinderwagenhorden, und ich habe ein Stoßgebet gen Himmel gestoßen, als ich endlich den ersten sah, geschoben von einer Frau mit Kopftuch: endlich war es da, mein geliebtes X-Berg, mein alter Bergmannkiez!

Aber es konnte ja noch schlimmer kommen: ohne es zu wissen, befand ich mich im Death Valley! In der Atacama der Wollkünstler!
Es ist die trockenste, die heißeste aller Wüsten für jeden Wollsüchtigen!
Die Wollgeschäfte auf meiner Liste waren entweder den Sandstürmen der Wirtschaftskrise zum Opfer gefallen oder von Monstern namens Vodafone, Base, O2 usw. verschlungen!
Ich fand einige, darunter die seit Jahren der bestehende Fadeninsel in der Kreuzberger Oranienstraße, mein Paradiesapfel!

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was für ein wunderschönes, beseelendes, ja erhabenes Gefühl es ist, inmitten aller geschilderten Umstände auf diese Oase zu treffen und Wolle zu sehen, riechen, fühlen und ... kaufen.

Wie auch immer – es waren sauschöne Wochen, und ich fahr bald wieder hin : allein schon der Familie und Freunde wegen.

1 Kommentar:

frau wo aus po hat gesagt…

welcome back, du namenloses schäfchen!
du hast wunderschön beschrieben, wie dir in der 'alten heimat' zumute war. ich kann es nachvollziehen, denn ginge es mir sicher ganz, ganz ähnlich, wenn ich jetzt - nach mittlerweile 25! monaten - in die hochhausschluchten und angehübschten stadtteile 'mainhattans' zurückkehrte, in denen die alteingesessenen mittlerweile als störenfriede angesehen werden oder - wie in bärlin - zu einer art 'zootiere' mutiert sind.
für mich ein grund mehr, mir diese reise zu schenken.
ganz lieben gruß,
g.